An manchen Hamburger Hauswänden hängen sie bereits seit Jahrzehnten: Klassische rote Kaugummiautomaten, die heute mehr mit nostalgischen Wert glänzen, als mit ihrer Funktionalität oder Inhalt überzeugen.
Bei vielen wecken die Automaten noch heute Kindheitserinnerungen. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg kamen die ersten Automaten nach Deutschland – so gehören sie auch rund 70 Jahre später noch zum Stadtbild in Hamburg. In manchen Stadtteilen mehr, in anderen weniger.
Nicht nur Bubble Gum ist im Angebot
Bei diesem Exemplar (im schönen Eilbek) sind gerade Spookie Eyes, Mini-Taschenmesser und Perlen-Armbänder im Angebot. Von 10 bis 50 Cent ist für jeden Micky Maus Geldbeutel etwas dabei.
Laut Bundesverband der Warenautomatenhersteller gibt es noch heute circa 500.000 bis 800.000 Kaugummiautomaten in Deutschland. Diese Zahlen sind allerdings eine Schätzung, denn das Kaugummi-Straßen-Business ist alles Andere als durchsichtig.
Kaugummiautomaten in Hamburger Stadtteilen
Alte Kaugummi-Automaten findet man verteilt in der ganzen Stadt. In Winterhude und Wandsbek scheint es aber noch besonders viele Exemplare zu geben. Fast alle kämpfen leider mit Vandalismus-Problemen.
Kaugummiautomaten in Hamburgs Straßen
Mancherorts, wie beispielsweise in der Barnerstraße, werden sie auch einfach von der Natur eingeholt. Wieder andere Automaten sind auffällig gut erhalten, wie beispielsweise in der Wandsbeker Chaussee. Hier mal ein paar Standorte in Hamburg, an denen sich Glück in Kugelform kaufen lässt:
- Saarlandstraße / Jarrestraße in Winterhude
- Blomkamp 32, Osdorf
- Barnerstraße 42, Ottensen
- Clemens-Schultz-Straße, St.Pauli
- Holländische Reihe, Ottensen (leider kaputt)
- Zeißstraße, Altona
- Sievekingsallee 157, vor dem Horner Kreisel
Wer füllt die Kaugummiautomaten eigentlich auf?
Manch ein Kaugummiautomat rostet ohne Inhalt vor sich dahin – andere Automaten wiederum müssen relativ zeitnah gefüllt worden sein. Die Gründe, warum Automaten einsam und verlassen vor sich hin vegetieren, hat ganz verschiedene Gründe:
Zum einen schwarze Schafe, die das Geschäft aufgegeben haben, ohne sich um dem Verbleib der Geräte zu kümmern. Zum anderen Betreiber, die mit ihren Geräten gealtert sind. Diese heute ausfindig zu machen, ist gar nicht so leicht, da nur wenige Automaten über Betreiber-Informationen verfügen.
Erschwerend kommt hinzu: Wenn einer der ziemlich anonymen Betreiber verstirbt, ist es schwer, all seine Standorte später aufzuspüren, selbst wenn jemand die roten Kisten übernehmen wollen würde.
Wie funktioniert ein Kaugummiautomat?
Die Funktionsweise einen typisches Kaugummiautomat ist denkbar einfach, da sie rein mechanisch funktioniert. Zunächst einmal wartet der Automat auf Geldeinwurf. Mit der Eingabe der richtigen Münze lässt sich der Drehgriff bedienen.
Mit dem Bedienen des Drehgriffs landet die eingeworfene Münze in einem Sammelbehälter. Ist dies geglückt, wird die Ware freigegeben und landet im Ausgabefach. Eine Geldrückgabe ist nicht vorgesehen – was einmal im Automaten landet, bleibt im Automaten.
Kaugummiautomaten sind übrigens ein rein-westdeutsches Phänomen. Als die Blechkisten ihre große Zeit hatten, war Deutschland noch ein geteiltes Land. Bubble Gum war im Ursprung viel zu amerikanisch. In der ehemaligen DDR wäre man im Leben nicht auf die Idee gekommen, diese Automaten zu adaptieren.
Kult-Blechkiste wird weiterleben
Dennoch ist es ein Geschäft, das von manch einem Betreiber ernsthafter genommen wird, als es der Zustand der Automaten vermuten lässt. So sind manche Kaugummiautomaten äußerst gut gefüllt. Irgendjemand muss scheinbar Wirklich für Nachschub an Kugeln und Halsbändern sorgen.
Ein Automat wirft zwischen 10 und 100 Euro ab pro Jahr ab. Ein besonders frequentierten Orten kann es auch deutlich mehr sein. Man benötigt also eine gewisse Anzahl an Automaten, um davon leben zu können. Oft handelt es sich um Ein-Mann-Betriebe, die große Gebiete abdecken.
Die Anzahl an klassischen roten Blechkisten aus den 70er und 80er Jahren wird sicher sicherlich nicht mehr erhöhen. Gänzlich verschwinden werden Kaugummiautomaten so zeitnah allerdings auch nicht.
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Quellen und interessante Weblinks:
- Robert Maus: Kaugummiautomaten: Beim Drehen steigt die Spannung. In: faz.net. 21. Oktober 2017, abgerufen am 21. Oktober 2017.
- Interview: Kaugummiautomaten: Rentiert sich das Geschäft noch? In: Wiener Zeitung. 3. September 2012 (wienerzeitung.at).
(zuletzt aktualisiert 16. Juni 2024)